ImkHA Blog – Updates für Nachwuchimker*Innen

In der Kategorie ImkHA Blog informiert Bernd Boeker regelmäßig über alle wichtigen Arbeiten, die entsprechend der Jahreszeit bei unseren Bienen anfallen.

Sollten Sie hierzu Fragen oder Anregungen haben, einfach eine E-Mail senden an:

IMKHA-Blog@Imkerverein-Hagen.de

Imkern im Jahresverlauf 2023 von Bernd Boeker (1. Vorsitzender):

März 2023: Varromed, was es kann…und was es nicht kann

Vielleicht hast Du mit der Sammelbestellung des Vereins oder schon einmal vorher das Mittel Varromed gekauft und ich möchte Dir hier eine kleine Handreichung geben, warum und wie ich es anwende …und vor allem wann.

Das Wichtigste zuerst: Betroffen beim Einsatz des Mittels sind u.a. das Tierschutzgesetz, die Honigverordnung und die Bienenseuchenverordnung/das Bienenseuchengesetz. Die Verabreichung muss in das Bestandsbuch eingetragen werden. Die Aufzeichnungen sind 5 Jahre aufzubewahren.

Ich wende Varromed an, weil mir meine Bienen zu leid taten, wenn ich sie mit Ameisensäuredampf z.B. aus dem Nassenheider Langzeitdispenser über 10 Tage behandelt habe. Wer sich ein wenig Zeit nimmt kann sehen, wie die Bienen leiden. Obwohl ich selbst die Ameisensäure für die wirksamste der organischen Mittel halte, mag ich sie nicht mehr nehmen und habe nach Alternativen gesucht. Am 14.8.2023 werde ich im Rosengarten ab 19 Uhr unterschiedliche Behandlungsmethoden und Konzepte insbesondere in Bezug auf Ihren Arbeitsaufwand im Verhältnis zum Ergebnis darstellen. Deshalb gehe ich jetzt nicht weiter darauf ein, sondern beschränke mich auf Varromed.

Varromed darf nur ein Teil Eures Varroa-Behandlungskonzeptes sein, d.h. Ihr könnt Euch nicht allein auf dieses Mittel verlassen. Obwohl es einen sehr kleinen Anteil an Ameisensäure enthält, wirkt es nicht in die verdeckelte Brut hinein und kann damit dort keine Varroen erreichen. Damit ist es nur in Kombination mit anderen Methoden für eine Sommerbehandlung geeignet. Was bedeutet, Ihr bekommt einen hohen Befall allein mit Varromed nicht in den Griff. Ist der Befallsgrad Eures Volkes allerdings gering, so habt Ihr eine elegante und einfach anzuwendende Möglichkeit, den Befall weiterhin gering zu halten.

Varromed hat keine Wartezeit, was bedeutet, dass Ihr sofort nach der Anwendung Honigräume aufsetzen dürft. Aber kein vernünftiger Mensch wird das machen! Während der Trachtzeit würde der Nektar und Honig beim Bearbeiten durch die Bienen mit Oxalsäure kontaminiert. Zwar zerfällt die Oxalsäure mit der Zeit auch wieder, allerdings sollte man hier kein Risiko eingehen. Ich verzichte auf die Winterbehandlung im Dezember und behandle meine Völker das erste mal wenn das erste Flugwetter zu erwarten ist, was häufig bereits Ende Januar bis Mitte Februar passiert. Dann öffne ich morgens oder abends die Beuten (dann sind möglichst alle Bienen im Stock und hocken zusammen) und erledige die erste Durchsicht. Der Boden wird gereinigt, Einzarger werden geschiedet, Zweizarger zumeist auf eine Zarge zusammengesetzt, Königin beurteilt anhand der Brut, Volksstärke, Volksentwicklung, Futtervorrat festgestellt und wo notwendig Maßnahmen ergriffen. Zum Abschluss träufel ich erwärmtes Varromed (warm machen auf Körpertemperatur zu Hause und dann am Körper tragen) in die Wabengassen. Weniger ist hier mehr. Wer noch keine Erfahrung mit dem Träufeln hat, füllt Varromed am besten unmittelbar vorm Verabreichen in eine Spritze ab, damit Ihr nicht überdosiert. Häufiger zu behandeln im Verlauf der Wochen richtet weniger Schaden an, als einmal zu viel zu geben. Wenn Ihr das Video auf der Internetseite von BeeVital anschaut: DAS IST VIEL ZU VIEL für die paar Bienen!!!  Haltet Euch an die Mengenangaben des Herstellers. Ich bleibe darunter, streng nach dem Motto: „Lieber nicht behandeln, als falsch behandeln!“

Die Arbeit dauert bei Einzargern in Ruhe ausgeführt deutlich weniger als 15 Minuten je Volk. Bei Zweizargern brauche ich maximal die doppelte Zeit. Dann lasse ich bis Mitte März die Völker in Ruhe. Prüfen solltet Ihr, wie viele Varroen nach der Behandlung und dann noch einmal nach 10 Tagen fallen um die Wirksamkeit und den Befallsgrad abzuschätzen. Bei mir gibt es nur die Stati „wenige“, „viele“ und „sofort behandlungsbedürftig und aus der Produktion nehmen“. Ich halte mich nicht mehr mit dem Zählen auf. Wenn Ihr ein paarmal gezählt habt, testet Euer Schätzvermögen und zählt dann nach. Wenn es passt, habt Ihr bald viel Zeit gespart.

Seid Ihr mit dem Ergebnis einer Behandlung unzufrieden, also es fielen zu wenige Varroen nach der Behandlung an Tag 1 und 2 (Mittel hat nicht richtig gewirkt [je nach Volk weniger als 40 insgesamt bei Varromed]) und/oder nach 10 Tagen fallen immer noch zu viele Varroen (Befallsgrad immer noch zu hoch [mehr als 1 Milbe pro Tag]) hättet Ihr eine gute Möglichkeit eine zweite Behandlung zu machen. Nach meiner Meinung geht das von sofort bis höchstens 14 Tage vor Trachtbeginn.

Eine weitere Behandlungsmöglichkeit besteht, wenn Ihr die Honigräume mit dem Frühtrachthonig zu Beginn der Trachtlücke im Mai abräumt. Allerdings solltet Ihr dann statt ausgebauter Waben Mittelwände nach der Behandlung aufsetzen. Die Bienen bauen die Mittelwände in der Zeit der Trachtlücke zunächst zögerlich aus und tragen den Nektar den sie finden dann lieber in Brutnestnähe ein. Bei Einzargern sollte dann hinter dem Schied eine ausgebaute Leerwabe sein. Bis die Bienen am Ende der Trachtlücke wieder mehr eintragen und den Wabenbau im Honigraum fertig haben, hat das Varromed gewirkt und eine Kontamination Eures zukünftigen Sommerhonigs ist ausgeschlossen.

Heute sind wir mitten im März. Was mache ich also jetzt, wenn ich die erste Behandlung verpasst habe? Windel einlegen und nach 3 Tagen Varroen (diesmal wirklich) zählen. Ihr seht anhand des Gemülls auf dem Bodenschieber wo die Bienen sitzen und könnt die Stärke des Volkes abschätzen. Zur Beurteilung der Behandlungsnotwendigkeit reicht die Zahl der Varroen allein nicht aus. Ein schwaches Volk kann mit einem Totenfall von 2 Milben pro Tag akut behandlungsbedürftig sein, wohingegen ein sehr starkes Volk das schon umfangreiche Brut hat mit 4 Milben pro Tag gerade an der Grenze ist. Hier ist Euer Gespür gefragt oder das Eures Imkerfreundes, notfalls schickt Ihr mir ein Foto der Windel mit Datum und Milbenzahl und wir besprechen was zu tun ist an bb@bauer-boeker.de Bei der Beurteilung können das Alter des Volkes, das Alter der Königin, die bisherige Behandlungen und das Wetter während der letzten Behandlung eine Hilfe sein.

Hier noch ein paar nützliche Links:

Der Hersteller BeeVital stellt sein Produkt vor:
https://www.beevital.com/de/varromed

Aus der Zeitschrift Bienen und Natur ein Artikel aus Januar 2023:
https://www.bienenundnatur.de/aktuelles/bienen-gegen-varroa-behandeln-mit-varromed/

Dr. Gerhard Liebig stellt ein Behandlungskonzept mit Oxalsäure vor:
https://www.dropbox.com/sh/9qrxnnfa5i1flgb/AADjSNJmgQu8xHsLIlUpTJ29a/AKTUELLES/Varroaserie%20Dr.%20Liebig%20Bienenpflege?dl=0&preview=7_Das+Richtige+zur+richtigen+Zeit.pdf

Was muss in das Bestandsbuch aus der Zeitschrift Bienen & Natur:
https://www.bienenundnatur.de/aktuelles/bei-varroabehandlung-mit-ameisensaeure-oxalsaeure-jetzt-dokumentieren/

Zulassung des Mittels Varromed:
https://www.ema.europa.eu/en/documents/product-information/varromed-epar-product-information_de.pdf

Das ist mein erster Beitrag hier. Besser werden kann ich nur mit Eurer Kritik und Hilfe. Deshalb freue ich mich über jede Meldung, insbesondere über kritische, denn die bringen mich weiter.

Herzliche Grüße
Bernd

Imkern im Jahresverlauf 2022 von Thomas Friese:

Dezember 2021 – kurz vor Weihnachten hat man immer mal am Wochenende Zeit für die anstehende Oxalsäurebehandlung. Ich verwende hierfür das Mittel Oxuvar, welches im Fachhandel oder auch in der Apotheke nebenan erhältlich ist. Eine aktuelle Gebrauchsanweisung liegt bei. Nur Mut, man kann die Beuten auch bei kalten Temperaturen öffnen, um die Bienentraube zu beträufeln. Anschließend wird der Milbenfall dokumentiert

15.01.2022 – die letzten Tage waren recht mild, so dass einige Bienen mal nach draußen fliegen. Bei dieser Wetterlage kontrolliere ich die Fluglöcher / Mäusegitter, die mit einigen gestorbenen Bienen blockiert sein können.

23.01.2022 – ich bereite die kommende Saison langsam vor. Rähmchen werden gesäubert und neu gedrahtet. Meinen eigenen Wachskreislauf habe ich dazu genutzt, das gesammelte Wachs in Mittelwände umarbeiten zu lassen. Die fertigen Mittelwände werden jetzt eingelötet. Dabei kalkuliere ich 10-15 neue Rähmchen pro Volk für dieses Jahr.

02.02.2022 – ein Tipp für das Wabenlager: Grundsätzlich nur unbebrütete Waben einlagern, z.B. in einem Zargenturm luftig aber 100 % bienendicht verschlossen. Oben und unten mit Lüftungsgittern. Falls doch mal Wachsmotten auftauchen Schwammtücher mit 60 %iger Essigsäure alle 4-6 Wochen auf die Rähmchenoberträger
Nächster Tipp:
jetzt im Februar ist noch Pflanzzeit. In frostfreien Zeiten können noch wertvolle Insektennährgehölze gepflanzt werden, z.B. Salweide oder Faulbaum u.v.m.

17.02.2022 – Nach und vor dem Sturm kurzer Kontrollgang zu den Bienenvölkern. Alles fest verzurrt und alles noch am Platz. Die Vorbereitung für die neue Saison laufen, 100 Rähmchen bestellt und Mittelwände eingelötet. Die ersten Krokusse und Schneeglöckchen blühen und erhalten die ersten Besuche von den Bienen.

28.02. 2022 – in der letzten Februarwoche fand dieses Jahr bei mildem Frühlingswetter der Reinigungsflug statt. Ich habe selten dieses Ereignis so früh im Jahr erlebt. Manche Völker fliegen sehr gut, manche scheinen noch zu schlummern. Die Beuten werden noch nicht geöffnet, die Mäusegitter bleiben montiert. Sollten sie verstopft sein, reinige ich sie vorsichtig. Schön, die Bienen im Jahr 2022 zu begrüßen!

13.03.2022 – heute ist super Frühlingswetter und die Neugierde riesengroß. Habe heute die Beuten geöffnet, Futtervorrat gecheckt und die Böden gesäubert. Alles nur kurz geöffnet, keine langwierigen Arbeiten. Am Flugloch sehe ich fleißige Pollensammlerinnen, die aus der Salweide kommen

27.03.2022 – die Bienen sind mächtig fleißig, kein Wunder bei diesen Rekordsonnenstunden im März. Teilweise haben die Völker schon viele voll verdeckelte Brutwaben. Kleines Experiment: 1 Bienenvolk hat heute seinen Honigraum erhalten…

02.04.2022 – heute Praxisauftakt mit dem VHS Kurs im Freilichtmuseum….bei 30 cm Neuschnee. Wir haben sogar einzelne Bienen gesehen…

22.04.2022 – die Bienenvölker wachsen mächtig. Die Obsttracht ist voll im Gange. Jetzt werden regelmäßig Drohnenrahmen ausgeschnitten. Ich habe jeweils 2 pro Volk im Einsatz, jeweils an der vorletzten Position.

Das Experiment mit dem frühen Honigraum hat geklappt. Jetzt konnte ich bereits den Zweiten darunter setzen. Mit 50 % Mittelwänden sind die Bienen erstmal beschäftigt.

01.Mai Tag der Arbeit und tatsächlich: Die ersten 2 Schwarmmeldungen, Weiselzellen wo man nur hinsieht. Da habe ich gleich mal 5-Waben Sammelbrutableger gebildet.

Die Honigräume füllen sich weiter bei dem milden Wetter. Sieht gut aus.

09.05.2022 – Schwärme überall! Die Bienen tragen super Honig ein. Das Wachstum in den Beuten ist enorm. Ein Volk erhielt schon den 3. Honigraum, d.h. jetzt insgesamt 5 Zargen.

Jetzt lassen sich super Sammelbrutableger bilden.
Nachwuchsbetreuung: Einige Jungimker haben in den letzten und diesem Jahr Wirtschaftsvölker bekommen und werden von mir in kleinen Whatsapp Gruppen betreut

21.05.2022 – heute erste Honigernte

40 kg pro Volk, ein super Frühjahr!
Nebenbei noch einen Bienenschwarm im Freilichtmuseum eingefangen, was für ein toller Tag

23.05.2022 – heute Futtersirup Shopping, aber nur 0,3 to. Gute Vorratshaltung ist das Wichtigste.

Der Sommer in Schweden. Der Blog geht weiter. Das Top Volk hat über 80 kg Honig eingetragen, vor allem Spättracht mit Heide

09.08.22 – wieder zu Hause in Mülheim: Honigräume sind alle komplett leer, die Trachtpflanzen haben wohl bei dem Trockenstress nicht gehonigt.
Egal, schnell einfüttern mit Sirup. Es geht nur abends, die Bienen sind schnell unruhig und mächtig hungrig.

12.08.22 – erster Varroabehandlungsversuch mit FormicPro: Etwas schwierig bei höheren Temperaturen, die Bienen weichen z.T. nach draußen aus. Der Nassenheider Professional funktioniert wie immer reibungslos und gut bienenverträglich mit 60 % ad.us.vet AS, bleibt wohl auch mein Favorit.

21.09.22 – Einfüttern beendet, Varroabehandlung mit Nassenheider Professional durchgeführt und abgeschlossen. Jetzt werden bei den kalten Nächten die Mäusegitter montiert. Dann kann der Herbst kommen.

20.11.22 – Jetzt sind die ersten Nachtfröste, d.h. in 3 Wochen können wir die Bienenvölker mit Oxalsäure behandeln.